Kitajima Setsuzan (1636-1697)
zwei Hängerollen: Sommer und Winter (kakemono)
夏 natsu – Sommer / 冬 fuyu – Winter
Kalligraphie, Tusche auf Papier
je ca. H. 101 cm / B. 41,5 cm
frühe Edo-Zeit, 17. Jahrhundert
Künstler: Kitajima Setsuzan 北島雪山 (1636-1697)
Kalligraph der frühen Edo-Zeit, geboren in Kumamoto in der Provinz Higo. Er studierte die neokonfuzianistische Wang-Yangming-Schule und lernte Kalligraphie bei Ōbaku Sokuhi und Dokuryū. Vor allem von Yu Rittoku lernte er den Stil von Wen Zengming, dazu beherrschte er den Stil von Chō Zuito.
neuzeitliche Montierung
H. 176 cm, B. 51,5 cm
frühe, vermutlich erste Holzdose (kibako)
Die Kalligraphien in einem altersbedingten, fragmentierten Zustand. Vermutlich waren sie ehemals auf einem Stellschirm montiert.
Die großen Zeichen, sowie das Schriftbild sind von meisterlicher Qualität und beeindruckender archaischer Ausstrahlung.
Die folgenden Übersetzungen wurden von Susanne Kuhn, Heidelberg ausgeführt. Sehr hilfreich für das Übersetzen der Gedichte war hierbei ein älterer Zettel, der sich, auf altem Zeitungspapier liegend, in der Dose befand. Dieser wurde von uns foliiert und der gereinigten Dose wieder beigefügt.
Hängerolle 1
夏 natsu – Sommer
行きやらで山路くらしつ時鳥
今一声のきかまほしさに
Yukiyarade yamaji kurashitsu hototogisu
ima hitokoe no kikamahoshisani
Ich kann nicht weitergehen,
auf dem Bergweg ist es dunkel geworden –
jetzt möchte ich die Stimme
des Kuckucks hören.
Gedicht von Minamoto no Kintada (889-948) aus der Gedichtsammlung Shûi Wakashû (Nr. II, 106)]
Hängerolle 2
冬 fuyu – Winter
しら露も時雨もいたくもる山は
下葉残らず色づきにけり
Shiratsuyu mo shigure mo itaku Moruyama wa
shitaba nokorazu irozukinikeri
Der Berg Moruyama*, ganz durchnässt vom weißen Tau und auch vom Nieselregen –
die unteren Blätter der Bäume waren vollständig gefärbt.
Gedicht von Ki no Tsurayuki (872-945)
aus der Gedichtsammlung Kokinshu
(dort Nr. 260, gilt auch als Herbstgedicht).
*Moruyama hat eine doppelte Bedeutung: es gibt einen Berg namens Moruyama in der Präfektur Shiga, „moru yama“ bedeutet aber auch „durchnässter Berg“
Aufschrift Dosendeckel außen:
雪山人書かる[?]二幅入
zwei Hängerollen, geschrieben von Setsuzan
Aufschrift Dosendeckel innen:
天保十三年 Tenpô 13 nen
寅仲夏日求之
tora chûka hi motomu kore [tora chûka no hi ni kore o motomu]
erworben im 13. Jahr der Ära Tenpô (1842),
dem Jahr des Tigers, an einem Tag im 5. Monat
desweiteren:
aufgeklebter Zettel auf der Dose:
第九三号 dai kyûsan gô (hier altes Zeichen für gô)
筆者雪山 hissha: Setsuzan
題名 daimei: natsu fuyu sôfuku
松南軒所蔵 Shônanken shozô
Nr. 93
Kalligraph: Setsuzan
Titel: Hängerollenpaar Sommer und Winter
im Besitz des Shônanken*
Aufschrift unter der Dose:
宇土石瀬町 Uto (Stadt in Präf. Kumamoto), Ishizemachi
長崎登 Nagasaki nobori
清十郎 Seijûrô & Siegel
(eine alte Adresse ein Name (unbekannt) mit Siegel)
* Shōnanken: Teehaus in Kyōto, erbaut Ende der Edo-Zeit, benannt nach einer alten Kiefer an der Nordseite (wörtlich: „Gebäude südlich der Kiefer“). Hier trafen sich während der Meiji-Zeit die Royalisten wie Saigō Takamori zur Teezeremonie bei Gengensai, dem 11. Oberhaupt der Urasenke. Heute kann das Gebäude wiederaufgebaut im 6. Stock des Kaufhauses Matsubishi besichtigt werden.