Taitei Sojû
Hängerolle kore nan zo
Tusche auf Papier
Papier: 27,5 x 47,5 cm
Montierung: 113 x 49,5 cm
Japan, um 1820-30
Künstler:
Taitei Soju (1775-1832)
439. Abt (jushoku) des Daitokuji-Tempel, Kyoto
Signiert:
Shisei Ununshi Soju sho ga
(gemalt und geschrieben von Shisei* Ununshi** Soju)
* Mönchsname
** Künstlername
Kalligraphie:
Kore nan zo (Was ist das?)
Zeichnung:
zeigt den stilisierten Daruma
(jap.: Daruma / chin.: Bodhidharma, Gründer des Zen-Buddhismus im 6. Jahrhundert n. Chr.)
Kore nan zo – Was ist das? Die Antwort auf dieses Koan, eine jener paradoxen und für den Laien meist sinnlos wirkenden Anekdoten und Fragen aus dem Zen-Buddhismus, mag im ersten Moment auf der Hand liegen. Jeder Japaner weiß, dass es sich bei dieser eigenartigen Kürbisform um die stilisierte Darstellung des Daruma, dem Begründer des Zen im China des 6. Jahrhunderts handelt. Dass dieses aber nicht die vom Zen-Meister erwartete Antwort ist, wird der Schüler spätestens dann erfahren, wenn, auch beim wiederholten Versuch um diese Antwort zu kreisen, der Meister mit der Glocke läutet und die Koan-Stunde damit beendet.
Im Rinzai-Zen, aus dem auch die japanische Teezeremonie hervorgegangen ist, werden alle verstandesmäßigen Antworten auf ein Koan als falsch angesehen. Der eigentliche Sinn dieser Fragen, ihre wesentliche Funktion, erschließt sich nur intuitiv, ohne Worte. Ziel dieser Übungen ist die Auflösung dualistischer Denkkonzepte und die Erkenntnis, dass die Trennung des Ich vom Rest des Universums eine Illusion ist. Der Übende wird eins mit der Frage, er wird eins mit seinen Handlungen und erfährt die Einheit allen Seins.
Das Eine in Allem und das All im Einen.
Wo dies vollkommen begriffen wird, da ist schöpferisches Genie.
Sengcan, dritter Zen-Patriarch, 6./7. Jahrhundert