Jupp Lückeroth
„La Seine à Paris“, 1956
Farbe auf Leinwand
25 x 60 cm
(WVZ 019)
„Wenn der Raum sich krümmt“ – die holistischen Bildwelten von Jupp Lückeroth
„ … Ich kenne Lückeroth seit vielen Jahren und habe seine Arbeit sehr interessiert und aufmerksam verfolgt. Zunächst sah ich nur Fotos und ich habe sofort gespürt, dass hier ein Mann am Werk ist, begabt genug, um einen guten Platz in der bildenden Kunst einzunehmen. Wir hatten dann gleich persönlichen Kontakt aufgenommen und in vielen langen Gesprächen über Kunst und über bestimmte wissentschaftliche Probleme, soweit sie für uns fassbar und dazugehörig befunden wurden, gesprochen. Lückeroth ist ein Mensch, der außerordentlich scharf denkt, dem die Kunst kein Austoben irgendwelcher Gefühle bedeutet, sondern dem die Kunst, seine Kunst, ein geistiges Anliegen im Zusammenhang mit der malerischen Auseinandersetzung ist. Lückeroth ist Autodidakt. Kraft seiner Intelligenz hat er sich ein großes Wissen und Können im wahrsten Sinne des Wortes erarbeitet. Die Natur bedeutet ihm viel, die Kunst alles. Ich erlebte ihn bei Spaziergängen, wie er alles beobachtet und erfasst, Gesteinsformationen, Strukturen des Holzes, die Wunder der vegetativen Welt insgesamt. Gesuchte Anregungen und Gesetze, die er für seine künstlerische Vorstellungswelt benötigt. Unnötig zu erwähnen, dass er die Natur nicht nachahmt. Er legt Vorgänge und Schöpfungsprozesse frei, die sein Intellekt bewältigt, um so zu neuen schöpferischen Aussagen zu gelangen, die seiner künstlerischen Idee gemäß sind. Aber auch rein geistige Probleme, wie z.B. die der modernen Physik sind für seine künstlerische Tätigkeit als Maler wichtig und bilden den Ursprung seiner malerischen Probleme. Ich erinnere mich lebhaft an den Schrecken, den er mir verursachte, als er 1960 in Frankfurt Bilder zeigte, in denen er das Problem des gekrümmten Raumes bildhaft verarbeitet hatte. Ich hatte mich dadurch selbst mit moderner Physik beschäftigt, was mir – ich muss gestehen – viel Kopfzerbrechen und schlaflose Nächte verursachte. Ich will es Ihnen und mir ersparen, darüber nochmals zu sprechen, obgleich es im Hinblick auf seine Bilder nicht unwichtig wäre, andererseits ist es für den Betrachter auch wieder nicht so maßgebend, dass er sich damit beschäftigt, denn die Bilder leben ihr eigenes Leben. …“
Klaus Franck, 1964 (Auszug aus seiner Eröffnungsrede anlässlich einer Lückeroth-Ausstellung in der Galerie Moering, Wiesbaden)