Reusch Erich

Erich Reusch (geb. 1925)

„Ab 1956 war für mich klar, dass Plastik nicht als isoliertes Objekt innerhalb des Raumes existieren sollte. Mich interessierte damals die Auflösung der Maßenform zugunsten großer horizontalbetonter dezentralisierter Formen. Meine prinzipielle Absicht ist es, begrenzten Raum nicht durch eine Form zu verstellen und zu verbergen, sondern die Grenzen der räumlichen Gegebenheit durch eine Plastik zu erweitern.
Triebfeder meines Schaffens war eigentlich immer die Neugier. Mich interessierte stets, die Richtung der Entwicklung auszuloten, Möglichkeiten zu entdecken, die bisher noch nicht ausformuliert worden sind.
Mit meinen Zeichnungen gehe ich durch den zweidimensionalen Bildraum wie mit einem Radar. Im Prozeß der Arbeit verdichten sich Formen, die den pulsierenden Raum akzentuieren und mit ihrer bewußten Unschärfe definitive Endlichkeit in Frage stellen.“
(Erich Reusch)



 
Vita

1925 geboren in Wittenberg-Lutherstadt (Elbe)
1947-53 Studium der Bildhauerei und Architektur an der HfBK, bei Georg Leowald, Richard Scheibe und Hans Uhlmann
ab 1953 tätig in einem Düsseldorfer Architekturbüro
1956-65 freischaffender Architekt in Düsseldorf
baut Siedlungen in Düsseldorf, Hannover und Frankfurt. Initiator der Trabantenstadt Meckenheim/Merl bei Bonn
seit 1964 zunehmend als Bildhauer tätig
1973 Klasse für Freie Kunst an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf
1975-90 Lehrstuhl „Integration Bildende Kunst und Architektur“ an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf
2001 Ida-Gerhardi-Preis
2006 Konrad von Soest-Preis
2010 Ehrenmitglied der Kunstakademie Düsseldorf
lebt in Neuenrade

über Erich Reusch

Der 1925 in Wittenberg-Lutherstadt geborene Erich Reusch gehört zu jener Generation von Bildhauern, die die Neuorientierung der Plastik in den fünfziger und sechziger Jahren entscheidend vorangetrieben hat.

Anfänglich als Architekt tätig und in dieser Funktion auch maßgeblich an der Idee der Trabantenstadt Meckenheim/Merl beteiligt, entwickelt er schon früh ein neues Konzept plastischen Gestaltens, wie es in anderer Weise auch von seinem Düsseldorfer Akademiekollegen Norbert Kricke verfochten wurde. Denn wie Kricke interessiert sich Reusch weniger für die plastische Form an sich als vielmehr für die Auseinandersetzung mit dem Raum, der mittels skulpturaler Setzungen neu strukturiert, neu definiert wird. Der an sich unbegrenzte, endlose Raum soll in einen konkreten und unverwechselbaren „Ort“ verwandelt werden, was natürlich voraussetzt, daß die Skulptur den Absolutheitsanspruch der autonomen Plastik aufgibt, sprich, von ihrem Sockel herabsteigt. Folgerichtig entwirft Reusch schon in den fünfziger Jahren erste sockellose Bodenplastiken, die ähnliche Konzepte amerikanischer Künstler, wie etwa von Carl Andre, um Jahre vorwegnehmen.

Bereits hier zeigt sich Reuschs große Innovationskraft, die ihn zu einer der interessantesten und wandlungsfähigsten Künstlerpersönlichkeiten der deutschen Bildhauerszene gemacht hat. Zwar bleibt der Raum sein zentraler Bezugspunkt, doch nutzt er ständig neue Materialien und Techniken, um ihn zu strukturieren. So schuf er bereits in den fünfziger und sechziger Jahren kinetische und akustische Skulpturen, die in ihrer Multimedialität fraglos wegweisend waren und sicher auch eine internationale Resonanz erfahren hätten, wäre ihre Rezeption nicht von der Resonanz, die Beuys zuteil wurde, verhindert worden.

Vorwort Dieter Ronte zum Katalog
„Erich Reusch . Arbeiten 1954 – 1998“,
Kunstmuseum Bonn, 1998

Einzelausstellungen (Auswahl)

2015
– Städtische Galerie Lüdenscheid – Galerie Aurel Scheibler, Berlin
2014 | 2015
– Kunstverein Essen
2013
– Galerie Aurel Scheibler, Berlin
2012
– Situation Kunst (Für Max Imdahl) (Katalog)
2011
– Kunstverein Schwerte (Katalog)
2010
– Museum Haus Ludwig, Saarlouis (Faltblatt) – Galerie Walzinger Saarlous – Galerie Zaar, Hagen
2006
– Wilhelm Lehmbruck Museum, Duisburg – Stiftung DKM, Duisburg – Westfälisches Landesmuseum, Münster (anlässlich der Konrad von Soest-Preisverleihung)
2005
– Kunstverein Lippstadt (Katalog) – Galerie Walzinger, Saarlouis
2004
– Deutschlandradio Köln in Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Bonn – Inge Friebe Kunstberatung, Düsseldorf
2002
– Projektraum Arnsberg
2001
– Galerie Walzinger, Saarlouis
2000
– Galerie Heinz Holtmann, Köln
1999
– art project Synagoge Stommeln
1998
– Kunstmuseum Bonn (Katalog, Texte Volker Adolphs, Manfred Schneckenburger, Christian Schreier) – Galerie Friebe, Lüdenscheid
1995
– Galerie Walzinger, Saarlouis
1993
– Haus am Wasser, Bremen-Vegesack (Katalog, Text Hajo Antpöhler) – Kunstverein Arnsberg (Katalog, Text Manfred Schneckenburger)
1992
– Galerie Walzinger, Saarlouis
1989
– Galerie Hermanns, München
1987
– Skulpturenmuseum Glaskasten, Marl – Galerie Rupert Walser, München
1986
– Städtische Galerie Lüdenscheid (Katalog, Text Jürgen Wissmann) – Forum Kunst, Rottweil
1984
– Gallery 44, Kaarst (Katalog) – Galerie monochrom, Aachen (Faltblatt) – Linie, Moers
1981
– Galerie Denise Rene Hans Mayer, Düsseldorf
1979
– Galerie d + c mueller-roth, Stuttgart
1978
– Karl Ernst Osthaus-Museum Hagen (Katalog, Text Clara Weyergraf)
1976
– Galerie d + c mueller-roth, Stuttgart – Salone Annunciata, Mailand (Faltblatt) – Kunsthalle Düsseldorf (Katalog, Texte Clara Weyergraf, Max Imdahl) – Galerie St. Johann, Saarbrücken – Galerie d + c mueller-roth, Stuttgart
1975
– galerie m, Bochum (Faltblatt)
1974
– Galerie d + c mueller-roth, Stuttgart (Faltblatt) – Galerie Falazik, Neuenkirchen (Faltbatt mit Statement)
1973
– Kunsthalle zu Kiel (Katalog, Text Jens Christian Jensen)
1972
– Galerie Wilbrand, Köln – Museum am Ostwall, Dortmund (Katalog, Text Bernhard Kerber) – Lucy Milton Gallery, London (Faltblatt)
1971
– Galerie Ernst, Hannover – Kabinett für aktuelle Kunst, Bremerhaven
1970
– Gegenverkehr, Aachen (Katalog, Text Klaus Honnef) – galerie m, Bochum (Katalog)
1969
– Galerie Swart, Amsterdam
1968
– Galerie Swart, Amsterdam – Galerie Loehr, Düsseldorf (Faltblatt, Text Ed Sommer)
1967
– Galerie h, Hannover – Haus am Lützowplatz, Berlin (Faltblatt, Text Günter Aust)
1966
– Von der Heydt-Museum, Wuppertal

Monografien (Auswahl)

Stiftung Situation Kunst: Der Raum ist das Ereignis, Bochum
Andreas S. Wünkhaus: Erich Reusch. Dezentral, Bielefeld 2011.
Erich Franz: Reusch. Neue Arbeiten aus der Vergangenheit, Bielefeld, Leipzig 2009.
Julia Otto: Skulptur als Feld. Flache Bodenplastik seit 1960, Frankfurt/M. 2006.
Erich Franz: Erich Reusch. Malerei, Zeichnungen: Freiheit des Sehens, Lippstadt 2005.
Herbert Jochmann: Öffentliche Kunst als Denkmalkritik. Studien zur Spezifik zeitgenössischer Kunst in Bezugnahme auf öffentliche Erinnerungszeichen, Weimar 2001 (darin v. a. S. 65-68).
Franz Simm: Bildwerk, Bauwerk, Kunstwerk. 30 Jahre Kunst und staatliches Bauen in Bayern, München 1990.
Anca Arghir: Künstler arbeiten im Werk. Symposium Röhm, Darmstadt 1982.
Bernhard Kerber: Erich Reusch, Hildesheim 1977.
Gerd Winkler: Kunstwetterlage, Stuttgart 1973 (darin S. 94 und S. 186f).
Karin Thomas: Kunst =Praxis heute. Eine Dokumentation der aktuellen Ästhetik, Köln 1972. (darin S. 91-94).
Jürgen Morschel: Deutsche Kunst der 60er Jahre. Plastik, Objekte, Aktionen, München 1972 (darin S. 209, S. 242f und S. 291).
Heinz Ohff: Kunst ist Utopie, Gütersloh 1972 (darin S. 83f, S. 102f und S. 145).
Heinz Ohff: Galerie der neuen Künste, Gütersloh 1971 (darin S. 177 und S. 244)
Karin Thomas: Bis heute. Stilgeschichte der bildenden Kunst im 20. Jahrhundert, Köln 1971 (darin S. 239).
Walter Aue: P.C.A. Projekte, Concepte & Aktionen, Köln 1971.
Rolf-Gunter Dienst: Deutsche Kunst, Eine neue Generation, Köln 1970.
Rochus Kowallek: Deutschland-Report, Berlin 1967.

Ausstellungskataloge (Auswahl)

Die Bildhauer, Kunstakademie Düsseldorf 1945 bis heute, Ausst.-Kat, Kunstsammlung Nordrhein Westfalen.
Goldrausch, Gegenwartsskunst aus, mit oder über Gold, Ausst.-Kat., Kunsthalle Nürnberg.
Die Expansion der Kunst, Ausst.-Kat. Umweltakzente Monschau. Retrospektive1970-2012, Monschau 2012.
Aufbruch-Malerei und realer Raum, Ausst.-Kat. Situation Kunst für Max Imdahl Bochum 2011/12, Heidelberg 2011 (darin S. 200-203).
Los geht es wieder. Die Sammlung 2011. Extradosis: Thorsten Brinkmann zu Gast in der Sammlung, Ausst.-Kat. Kunsthalle zu Kiel 2011.
Avantgarde aus Westfalen. Die Konrad-von-Soest-Preisträger aus der Sammlung Provinzial, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Ahlen, Bremen 2008.
Die Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum. Campusmuseum, Sammlung Moderne, Ausst.-Kat. Kunstsammlungen Ruhr-Universität Bochum, Düsseldorf 2008. (darin S. 85f.).
Nichtraum, Verborgener Raum. Freiheit des Raumes – Erich Reusch, Ausst.-Kat. Stiftung DKM, Duisburg 2006.
Werner Haypter und Erich Reusch. Zwischenräumlich, Ausst.-Kat. Gesellschaft für Kunst und Gestaltung e.V., Bonn 2005.
Erich Reusch. Malerei, Zeichnungen, Freiheit des Sehens, Ausst.-Kat.Kunstverein Lippstadt 2005.
Erich Reusch. Arbeiten von 1954-2000: Malerei und Zeichnung, Ausst.-Kat. Städtische Galerie Lüdenscheid 2000.
Erich Reusch. Galerie Heinz Holtmann. Art Cologne 2000 – Skulptur, Köln 2000.
Verlängerte frohe Zukunft, Ausst.-Kat. Staatliche Galerie Moritzburg Halle 1999.
Erich Reusch: Les Préludes: Synagoge Stommeln. Ein Projekt der Stadt Puhlheim, Ausst.-Kat. Puhlheim 1999.
Erich Reusch: Arbeiten 1954-1998, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Bonn, Köln 1998.
Erich Reusch, Ausst.-Kat. Städtische Galerie Lüdenscheid 1986, Skulpturenmuseum Glaskasten Marl 1987, Städtische Galerie Paderborn 1987, Lüdenscheid 1986.
Kunst, Landschaft, Architektur. Architekturbezogene Kunst in der Bundesrepublik Deutschland, Ausst.-Kat. Institut für Auslandsbeziehungen, Stuttgart 1983 (darin S. 152-156).
Perspektiven Teil: 2. Ausst.-Kat. Kunsthalle Düsseldorf, 1980.
Schwimmende Plastik. Mit Marta Pan, Fabrizio Plessi, Erich Reusch, Günther Uecker, Heinz Mack, u.a. Mönchengladbach, Wilhelm Lehmbruck Museum, Duisburg 1979.
Erich Reusch. Stahlplastiken, Collagen und Zeichnungen aus den Jahren 1975 bis 1978, Ausst.-Kat. Karl-Ernst-Osthaus-Museum Hagen, 1978.
Erich Reusch, Ausst.-Kat. Städtische Kunsthalle Düsseldorf 1976.
Erich Reusch. Elektrostatische Objekte, Ausst.-Kat. Kunsthalle zu Kiel 1973.
Erich Reusch. Hommage à Mc Cready, Ausst.-Kat. Museum am Ostwall Dortmund 1972.