JP0295-Yuichi-Inoue-1954

Inoue Yuichi

 

 

Oilpainting No. 11, 1954

Oil on canvas

41 x 53 cm
(without frame)

artist: Inoue Yuichi (1916-1985)
 

The confrontation with writing was the whole life’s content of the elementary school teacher Inoue Yuichi. His calligraphic signs, whether small in modest form or monumental in size, are an expression of this profound conflict that went far beyond the process of writing. Following an inner dynamic, Yuichi did not write the signs, he became, during an often very physical act of doing, every single sign – the bird, the mountain, the flower. He became to brush and ink. It is the manifested unity of all being, the elemental force of the whole cosmos, with its beauty and its terror, expressed in the works of Yuichi.

When Yuichi died in 1985 at the age of 69, he left the world a unique work of signs and writing, which in his spiritual depth can compete with the writing skills of the ancient masters up to the Kamakura period. Innoue Yuichi is now considered the most important calligrapher of Japan in the 20th century.

The oilpainting „Oilpainting No.11“ is the last of a small group of eleven works created in 1953-54. It was first presented in 1954 in the exhibition „Bokujin“ * in the gallery Maruzen, Tokyo/Kyoto. In 1955, it traveled to Europe with other selected works by contemporary Japanese calligraphers to be shown in the historically significant „Bokujin“ exhibition in the Collette Allendy Gallery in Paris. From there it entered a French private collection.

* The „Calligraphy Society – Bokujin Quay“ was founded in 1952 by several young artists. One of the founding members was Inoue Yuichi.

published:
Catalog of works, YU-ICHI, Catalog Raisonné, Vol. 1 (Works 1949-1969), UNAC Tôkyô
P. 66

 
Das Schreiben von Schriftzeichen war der Lebensinhalt des japanischen Volksschullehrers Inoue Yuichi. Seine kalligraphischen Zeichen, ob von kleiner bescheidener Gestalt oder monumentaler Größe, sind Ausdruck einer tiefen Auseinandersetzung, die weit über den bloßen Prozess des Schreibens hinausgeht.

Inoue Yuichi wurde 1916 in Tokio geboren. Bereits während seiner Ausbildung zum Lehrer beschäftigte er sich intensiv mit der Malerei. 1941 beschloss Yuichi, sich ganz auf die Kalligraphie zu konzentrieren und studierte von 1942 bis 1950 bei Sokyu Ueda (1899-1968), dem damaligen Pionier der gerade neu aufgekommenen Avantgarde-Kalligraphie. Es war die frühe Stunde der Befreiung von klassischen Ausdrucksformen in der, immer noch der Tradition verpflichteten, japanischen Kunst.

1951 hatte Inoue Yuichi seine erste Einzelausstellung in Tokio. 1952 gründete er gemeinsam mit vier weiteren ambitionierten Kalligraphen die Künstlergruppe Bokujin-Kai. Die Gruppe wollte Kalligraphien jenseits des Traditionalismus schaffen und bezog sich dabei auf abstrakte Malerei, Ästhetik und Zen-Philosophie. Auch suchte sie Kontakt zu ausländischen abstrakten Künstlern wie Pierre Soulages oder Franz Kline.
Yuichis Werke wurden weltweit bekannt, nachdem sie 1954 in einer Ausstellung über japanische Kalligraphie im New Yorker Museum of Modern Art sowie 1955 in der Ausstellung ‚L’encre de Chine dans la calligraphie et l’art Japonais Contemporains‘ gezeigt wurden. Letztere reiste durch fünf europäische Städte: Amsterdam, Basel, Paris, Hamburg und Rom.
Um 1955 gab Yuichi das Schreien von Zeichen zunächst auf und begann, abstrakte Formen mit einem Besen und Emailfarben zu zeichnen, die starke Bezüge zur damaligen Informel-Bewegung oder dem Action Painting hatten. Es schien, als wollte er der konventionellen Welt der Kalligrafie gänzlich den Rücken zuwenden. Doch schon bald kehrte er zu seinen ‚Zeichen‘ zurück und schuf eines seiner bekanntesten frühen Meisterwerke: Gutetsu. Diese beeindruckende Arbeit wurde 1957 auf der 4. Biennale von São Paulo gezeigt und 1968 von Sir Herbert Read in das Buch ‚A Concise History of Modern Painting‘ aufgenommen. 1959 war Yuichi Teilnehmer der documenta 2 in Kassel, 1961 waren seine Arbeiten zum ersten Mal in der Galerie Zwirner, Köln zu sehen.

Einer inneren Dynamik folgend, schrieb Yuichi seine Zeichen nicht – er wurde, während eines oft ganzkörperlichen Aktes des Tuns, zu jedem einzelnen Zeichen, zum Vogel, zum Berg, zur Blume. Er wurde zu Pinsel, zu Tusche.
Als Yuichi 1985 im Alter von 69 Jahren starb, hinterließ er der Welt ein einmaliges Werk an Zeichen und Schrift, welches sich in seiner geistigen Tiefe mit der Schreibkunst der alten Meister bis in die Kamakura-Zeit messen darf. Es ist die manifestierte Einheit allen Seins, die Urgewalt des ganzen Kosmos mit seiner Schönheit und seinem Schrecken, die sich in den Arbeiten Yuichis ausdrückt.

Innoue Yuichi zählt heute zu den bedeutendsten Vertretern der japanischen modernen Kunst und gilt als der bedeutendste avantgardistische Kalligraph Japans im 20. Jahrhundert.

Das hier zu sehende Ölbild „Oilpainting No.11“ ist das letzte einer kleinen Gruppe von elf Arbeiten, die 1953-1954 entstanden sind. Es wurde erstmalig 1954 in der Ausstellung „Bokujin“* in der Galerie Maruzen, Tokyo/Kyoto präsentiert. 1955 reiste es mit weiteren ausgewählten Arbeiten zeitgenössischer japanischer Kalligraphen nach Europa, um in der historisch bedeutenden Ausstellung „Bokujin“ in der Galerie von Collette Allendy in Paris gezeigt zu werden. Von dort gelangte es in eine französische Privatsammlung.

publiziert:
Werkverzeichnis, YU-ICHI, Catalogue Raisonné, Vol. 1 (Works 1949-1969), UNAC Tôkyô, S. 66